Der Schriftsteller    

  

  

 „Man muss ein paar schlechte Bücher schreiben, bevor man ein gutes Buch schreiben kann. Und man muss ein paar gute Bücher schreiben, bevor man ein exzellentes Buch hinbekommt.“ Ob allerdings ein exzellentes Buch auch gleich ein Bestseller wird, steht damit noch lange nicht fest. 

Ich schreibe an sich ständig. Sind es nicht irgendwelche Arbeiten an einem Buch, einem Roman oder einem Fachbuch, dann sind es Artikel oder Kommentare. Manchmal lasse ich mich auch zu einem Leserbrief in der ZEIT hinreißen. Dauernd meldet sich jemand über Skype, dann noch die E-Mail-Beantwortung jeden Morgen und nicht zu vergessen, die Briefe an liebe Freunde und gute Bekannte. Der einzige Nachteil beim Schreiben ist die Einsamkeit, das Schreiben allein im stillen Kämmerlein, wobei auch mein schönes Schreibbüro zum stillen Kämmerlein wird, wenn ich wegen des Schreibflusses nicht einmal Hintergrundmusik ertragen kann. 

Nach allgemeiner Vorstellung macht das den Unterschied zwischen einem Schriftsteller und einem Journalisten aus. Der Journalist, der Zeitungsreporter, ist immer unterwegs, auf der Jagd, auf der Suche nach Menschen und Fakten. Auf der Suche nach der guten Story. Der Journalist schreibt in Gegenwart anderer und immer unter Zeitdruck. Er wird bedrängt und gehetzt. Ein aufregender Job, der viel Spaß macht. Was der Journalist schreibt, verbindet die anderen mit der weiten Welt. Er ist ein Vermittler. Ein Schriftsteller aber ist etwas anderes. Wer Romane schreibt – so stellen es sich die Leute vor – ist allein. Vielleicht deshalb, weil eine erfundene Geschichte einen nur mit der Stimme eines einzigen anderen verbindet. Oder weil das Lesen etwas ist, das wir allein tun. Ein Zeitvertreib, der uns von anderen trennt. Der Journalist recherchiert eine Geschichte. 

Der Romanautor denkt sie sich aus. Dabei würden Sie staunen, wie viel Zeit ein Romanautor mit anderen Menschen verbringen muss, um diese eine einsame Stimme erschaffen zu können. Diese scheinbar isolierte Welt. Es ist schwer, irgendeines meiner Bücher als »Fiktion« zu bezeichnen. Man könnte sagen, ich schreibe, weil das Schreiben mich mit anderen Leuten zusammengebracht hat. Ständig brauche ich neue Charaktere, neue Temperamente, beobachte aufmerksam meine Mitmenschen, deren Schrullen und Gewohnheiten, die Stimmungen und auch Stimmlagen. Hier und da schnappe ich halbe Sätze auf, schreibe sie in eine besondere Kladde, um sie vielleicht einmal einem meiner Charaktere in den Mund zu legen. 

Das Sammeln hört nicht auf, die Recherche hört nicht auf. Schließlich kann man nicht ständig das Rad neu erfinden, wenn man über Plätze, Gebäude, Städte oder Länder schreibt, wo gewisse Begegnungen stattfinden sollen, darf man sich nicht irren, die historischen Fakten oder geografische Tatsachen durcheinander bringen. Ohne Recherche geht bei mir gar nichts. Und mit diesem Buch will ich Ihnen mein Handwerk näherbringen, einen Einblick gewähren, Sie reizen und anspornen, Sie unterstützen und ein wenig lenken. Aber fangen wir klein an, ich habe im Verlauf der Jahre viele Menschen kennengelernt, die davon träumen „einmal“ ein Buch zu schreiben, den Stoff hätten sie schon im Kopf, man bräuchte es eigentlich nur noch niederschreiben. Die allerwenigsten tun es dann auch irgendwann. Diese ungeschriebenen Bücher sind wie die vielen Schubladenträume, die man manchmal hervorholt, aber nie realisiert. Andere Menschen kommen tatsächlich dazu, einmal zu schreiben, sie schreiben ihre Memoiren, Teile ihrer Lebensgeschichte, verarbeiten mit einem Buch Geschehnisse ihres Lebens- oder auch Leidensweges. Sie schreiben ein Buch und dann nie wieder. Wer will schon die Memoiren vom Bäcker Schmitz lesen, aber für ihn war das Schreiben eine Art therapeutische Verarbeitung und das ist völlig in Ordnung. Schreiben ist keine Sucht! Schriftsteller sein, ist ein Beruf! Na ich will mal so sagen, wenn es läuft und einem die Buchstaben aus dem Geist purzeln, könnte man das Schreiben als Gabe empfinden, aber so manch einer, der verzweifelt vor einem leeren Blatt sitzt und den Abgabetermin immer näher rücken sieht, der wird es als Fluch empfinden. Ganz sicher hat es auch mit Berufung zu tun, aber das ist selbst beim Tennis spielen nicht anders, je mehr man spielt, je besser wird man, quasi zwangsläufig. Damit will ich sagen, wer sich einmal im Leben in den Ferien hinsetzt und einen ein paar Seiten langen Aufsatz schreibt, sollte das nicht Gleichsetzen mit dem Alltag eines Schriftstellers. 

Wer wirklich ernsthaft schreiben will, schreibt jeden Tag, entwickelt seine „Schreibroutinen“, schafft sich ein angenehmes Schreib-Ambiente, verschafft sich Ordnung im Chaos seines Gehirns, um aus der Unordnung der vielen Gedanken einen Faden zu spinnen, der den Leser faszinieren könnte. Denn da liegt doch die Eitelkeit eines Schriftstellers, er schreibt sich nichts therapeutisch von der Seele, sondern erfindet, entwickelt und konkretisiert Geschichten, Fiktionen oder Fakten in einer Art und Weise von Zubereitung und Zurechtstutzung für einen unbekannten Menschen – seinen Leser. Wir können Probleme erfinden und nach und nach die Lösung dazu erarbeiten. Ein Buch muss seinen Leser finden, das Thema muss Interesse wecken, vielleicht neue Fragen aufwerfen oder Hilfestellungen anbieten zu Lebenssituationen. Ein Leser möchte sich in einem Buch wiederfinden, sich mit dem „Helden“ identifizieren können oder ein „Aha-Erlebnis“ haben. All das liegt in der Feder des Schriftstellers. Schriftsteller sein, bedeutet also empfänglich zu sein für die Nöte und Sorgen seines Lesers, Einfühlungsvermögen zu besitzen, mit Worten zu binden, ihn zu „beschmusen“ ,wenn nicht sogar zu fesseln. Wenn Sie glauben, dass in Ihnen der Schriftsteller schlummert, dann sind Sie genau der Leser für mein Buch. Nehmen Sie es als kleinen Leitfaden für einen vielleicht neuen Abschnitt Ihres Lebens. Viele Wege führen nach Rom und ich möchte Ihnen hier ein wenig Handwerkzeug mit auf den Weg geben. 

Der Begriff des Schriftstellers nach Wikipedia: Der Begriff Schriftsteller wurde im 17. Jahrhundert aus „in Schrift stellen“ im Sinne von „verfassen“ gebildet und ersetzt seitdem als Berufsbezeichnung das Fremdwort ‚Skribent‘. Nach den Gebrüdern Grimm leitet sich Schriftsteller noch 1616 von einem ‚Concipienten‘ ab, der für andere rechtliche Schreiben aufsetzt, und die Anwendung des Wortes Schriftsteller für einen, der berufsmäßig eine literarische Tätigkeit ausübt, wird erstmals 1723 belegt. Sie zitieren u.a. auch noch Immanuel Kant, für den einer, der zum Publikum im eigenen Namen spricht, Schriftsteller beziehungsweise Autor genannt wird sowie Friedrich Schiller, für den der Begriff Schriftsteller den des Schöngeists ablöste, während Joachim Heinrich Campe Schriftstellerei und schriftstellern als „niedrige, aber deswegen noch nicht verwerfliche Wörter“ ansah.

 

 

 

Kleine Eigenwerbung: