Churrasco ist eine faszinierende Einrichtung. Für einen brasilianischen Hausbesitzer ist es daher völlig undenkbar, nicht irgendwo in seinem Garten eine Churrasqueira zu haben, also den typischen brasilianischen Grillplatz. Man könnte sich auch vorstellen, es ist so in etwa eine zweite Küche, allerdings im Freien. 

Hier wird alles gezaubert, von der Fleischvorbereitung, über das eigentliche Grillen, das gemütliche Zusammensein und auch der Abwasch findet hier statt, die Küche im Haus bleibt meist völlig unbelastet. Wer zum Churrasco eingeladen wird, sollte auch nicht meinen, er werde nun bedient von vorne bis hinten. Churrasco-Nachmittage sind ein geselliges Miteinander, wo jeder mitmacht, sowohl, was die unmittelbaren Vorbereitungen angeht, aber auch Salatzubereitungen, Verteilen und Zu- und Wegräumen. Alle machen mit, keiner möchte da ausgeschlossen sein. 

So mancher „Geheimtipp“ über Marinaden und beste Möglichkeiten, ein besonders gutes Fleisch einzukaufen, machen hier die Runde. Was so gegen Mittag anfing, endet leicht schon mal erst gegen Mitternacht. Später wird es kaum, denn der typische Churrasco-Tag ist der Sonntag und am nächsten Tag hat ja jeder wieder seine beruflichen Aufgaben zu erfüllen. Churrasco hat recht wenig mit dem deutschen Grillen zu tun, wo das übliche Würstchen auf den Grill geworfen wird oder dem amerikanischen Barbecue, wo das T-Bone-Steak auf dem elektrischen Hightech-Grill seiner Idealbräunung entgegenschmort. 

Wer würde schon auf die Idee kommen, einen ganzen Fisch von zehn und mehr Kilo auf den Grill zu legen, oder eine ganze Ananas oder einen ganzen Spieß mit lauter Zwiebeln? In Deutschland gibt es mittlerweile die obligatorische Folienkartoffel, aber an Vielfalt ist das brasilianische Churrasco eben nicht zu übertreffen. Heute liegen nicht nur die unterschiedlichsten Fleischstücke auf dem Grill, auch Fische und Meerestiere haben in die Welt des Churrasco ihren Einzug gehalten. Und nicht nur für Vegetarier gibt es eine große Auswahl an Gemüsen, die auf dem Grill zubereitet werden, neben allen möglichen Früchten, wie der bereits genannten Ananas. 

Es war für mich faszinierend, den Weg einmal zurückverfolgen zu können, wie der Brasilianer zu seinem Churrasco kam. Je weiter man nach Süden reist, umso uriger und simpler wird das Churrasco. Modischer Schnickschnack fällt ab und bald hat man die Urform des Churrasco gefunden und zwar bei den ewigen Cowboys, den Gaúchos, wie sie in Brasilien und Argentinien genannt werden. Durch die Beziehungen meiner Lebensgefährtin kam ich mit einem Fazendeiro – dem Inhaber einer Ranch – in Kontakt, dem ich von meinem Vorhaben, über das Churrasco ein Buch schreiben zu wollen, erzählte. Die Idee schien im zu gefallen, auch wenn er mich dabei etwas verschmitzt anschaute. Was wollte dieser Stadtmensch in der Pampa, aber er stellte mich seinem Vorarbeiter vor. 

Dieser nahm mich dann mit und es begannen zehn der härtesten Tage meines Lebens. Reiten, unter freiem Himmel kampieren, Mate-Tee trinken, früh aufstehen, wieder reiten. Der Fazendeiro muss mich seinem Vorarbeiter wohl als so eine Art deutschen Naturburschen verkauft haben, jedenfalls nahm man mich ganz schon ran. Ich erspare Ihnen Einzelheiten, Fakt jedoch ist, ich konnte dem jeweiligen Churrasqueiro – dem Mann am Grill über die Schulter schauen und habe ein paar sehr eigenwilliger Rezepte für das Churrasco kennengelernt. Viel Freude beim Ausprobieren.  

 

       

 

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