Stete Kanaren    

  

  

Wenn mir früher einer erzählte, er träumte davon nach Mallorca auszuwandern, oder wolle sich auf Capri niederlassen, dann hätte ich wahrscheinlich erst einmal mit Unverständnis reagiert. Wer geht freiwillig an so überlaufene Orte? „Capri“ das hat doch überhaupt keinen ‚Klang‘. Ganz anders ‚Casa Blanca‘, ‚Kalkutta‘, ‚Rio‘ oder ‚Sidney‘, aber Ma’j’orca oder Capri? Nee. 

Viele Jahre später sollte es mich auf Gran Canaria verschlagen, auch ein Ort der keinen „Klang“ hat, der überlaufen ist. Wer tropisches Klima oder subtropisches liebt, wer Palmen in sein Herz geschlossen hat, wer gerne mal Ramba-Zamba haben möchte und gleichzeitig genug Rückzugsgebiete braucht, um die Seele baumeln zu lassen, also der ist mit den Kanaren wirklich nicht schlecht beraten. Die Sprachenvielfalt auf den Kanaren ist auch beachtlich, wer aus Italien kommt, oder aus Deutschland, England, Frankreich oder den skandinavischen Ländern, wird hier Landsleute finden. Man kommt also eine ganze Zeitlang ohne Spanisch zu sprechen aus. 

Das Klima ist lieblich, man braucht keine große Angst vor tropischer Hitze haben, eher wie ein dauernder seichter Sommer. Für Touristen wird freizeitmäßig alles geboten, was das Herz begehrt, aber auch derjenige, der sich dauerhaft hier niederlassen will, findet etwas Wichtiges und zwar die Möglichkeit zu arbeiten. Als Handwerker findet man Landsleute, die auf ihren eigenen Standard nicht verzichten wollen, als Akademiker ist man gern gesehen und auch als Lehrkraft findet man in vielen privaten Schulen eine Anstellung. 

Da es ein ewiges Kommen und Gehen ist, nicht nur unter den Touristen, auch unter den Auswanderern, erschöpfen sich die beruflichen Möglichkeiten nie. Die einen Auswanderer meinen, dass sie nach einer Zeit auf eine andere Insel wollen, oder gar ganz aufs afrikanische Festland gehen wollen. Das ist allerdings ein gewagter Schritt, denn da helfen einem die europäischen Papiere gar nicht mehr weiter. Anderen sind die Kanaren nach drei oder vier Jahren nicht mehr tropisch genug und sie denken an ein Übersiedeln nach Südamerika nach, Spanisch sprechen sie bereits, es wäre also ein nachvollziehbarer Schritt. 

Klar, wir dürfen auch die Gruppe nicht vergessen, die es sich anders überlegen, enttäuscht ist vom Inselleben, von der Auswanderei und es sich ganz anders vorgestellt hatte, das Leben in einem fremden Land. Diese Gruppe zieht es nach einigen Jahren mit aller Macht wieder heimwärts in deutsche Gefilde. Die Menschen, die es allerdings gepackt haben, richten sich nach und nach ihr Leben ein, schlagen Wurzeln, schließen Freundschaften und sind irgendwann nicht mehr bereit, dieses Inselleben aufzugeben. Sie heimisch geworden und haben sich eingereiht. Ganz interessant ist, zu wissen, dass sich aus dieser Gruppe diejenigen rekrutieren, die mit einer neuen Geschäftsidee auf Jahre hinweg Erfolg haben. Die Initiativen, die sie gezeigt haben, tragen Früchte. 

 

 

 

Kleine Eigenwerbung: