Nadelöhr Panamá
An Panama kommt keiner vorbei
Horst Eckert, eher bekannt unter dem Pseudonym Janosch hat die Tierfabel "Oh wie schön ist Panama" geschrieben, ob er selbst einmal Panama besucht hat, ist nicht bekannt, er hat sich auf einer der kanarischen Inseln niedergelassen und war also eine Zeit mein Nachbar: Er lebt auf Teneriffa und ich war auf Gran Canaria zuhause. Ich glaube auch nicht, dass Janoschs Panama irgendwas mit meinem Panama zu tun hat. Er hätte ja auch Oh wie schön ist ‚Litauen‘ oder ‚Kenia‘ oder so schreiben können, es hätte der Moral der Geschichte keinen Abbruch getan.
Wer Mitte der achtziger Jahre auswanderte und sein Paradies finden wollte, der wählte bestimmt nicht Panama. Von der Demokratie auf in die Diktatur – nein danke. Man muss überhaupt erst einmal über Panama stolpern, ehe in einem die Idee wächst, dorthin auszuwandern. Damals hatte ich gerade meine Altbauwohnung in der Kölner Werder Straße sehr gut verkauft und bevor ich in eine andere Wohnung ziehen konnte, fand ich bei meiner Mutter, wo immer noch der letzte meiner Brüder lebte, Unterschlupf. Es war ein graues Hochhaus in der Graudenz-Straße in Köln-Porz und meine Mutter schielte schon längere Zeit nach einer anderen Wohnung, aber Umzüge sind teuer und mit viel Zeitaufwand und Nerven verbunden, also schob sie die Entscheidung vor sich her.
Sie hatte unser Einfamilienhaus verkauft, weil wir vier Söhne bis auf einen bereits ausgezogen, verheiratet oder fest liiert waren und das Haus für zwei Personen einfach völlig unrentabel war. Nun saß sie mit fast allen Möbeln des Einfamilienhauses in einer großen Neubauwohnung im 11. Stock. Der Fahrstuhl ging nur bis ins zehnte und von dort musste man eine Treppe steigen. Als Architekt habe ich mich immer nach dem Grund dieser Konstruktion gefragt. Wahrscheinlich haben sie nach der Bauabnahme klammheimlich noch eine Etage draufgeknallt oder so.
Eines Spätnachmittags im Sommer 1979 kam ich gerade von der Arbeit und wollte in unsere Straße einbiegen, da kam ein Auto flott um die Ecke und drinnen saß eine atemberaubend schöne Farbige. Das hatte man in Porz nicht alle Tage. Sie bog auf den Parkplatz vor unserem Hochhaus ein, stieg aus und ich erkannte die Uniform einer Stewardess der Deutschen Lufthansa. „Sie sind erste vernünftige Mensch, den ich heute zu Gesicht bekomme!“ damit ging ich ihr frech entgegen. Vielleicht nicht die raffinierteste Anmache, aber ich hatte einen Scheißtag hinter mir und sie war wirklich eine Augenweide. Mein Satz entsprach also der Wahrheit. Um es kurz zu machen, wir kamen ins Gespräch, ich lud sie auf einen Kaffee ein. In der Nähe gab es einen Jugoslawen, der vor seiner Kneipe Tische und Stühle in die Sonne gestellt hatte. Ich hatte nicht allzu viele Erfahrungen mit farbigen Menschen, wenn man einmal vom Ballet absieht, aber ich siedelte sie augenblicklich in Südamerika an, für Afrika kam sie mir nicht in Frage. „Darf ich fragen, woher Sie stammen.“ „Klar, ich komme aus Panamá.“ Panama!
Ein Land bekam einen Klang und eine Farbe. Panama begann für mich zu swingen. Oh wie schön ist Panama, oder was von dort kommt. Diese Begegnung konnte man als Initialzündung bezeichnen, warum ich mich ein paar Jahre später tatsächlich aufmachte.