Faszination Rio     

  

 Geschichtliches und Aktuelles aus der Visitenkarte Brasiliens 

Für einen Carioca gehören die europäischen Länder mit den fantastischen Namen, wie Austria, Inglaterra, França usw. zur romantischen Vorstellung der ‚Alten Welt‘. Mit den Begriffen ‚Bananenrepublik‘ oder gar ‚Schwellenland‘ wird er nicht viel anzufangen wissen. Ihm ist hingegen klar, dass Brasilien ein Entwicklungsland ist und in der Dritten Welt liegt. Ich glaube, wenn ich einem Brasilianer den Begriff ‚Bananenrepublik‘ erklären müsste, wäre er als Ergebnis eher gekränkt. „Was habt Ihr, was wir hier nicht haben?“ wäre eine äußerst berechtigte Frage. Einem deutschen Besucher Rio de Janeiros werden gleich in der ersten Woche eine Million Dinge auffallen, die es hier nicht so hat, wie er es aus seinem Ländle gewöhnt ist. Nichts kann darüber hinwegtäuschen, dass es hier an der deutschen Präzision, Pünktlichkeit und Perfektion mangelt. 

Alleine das Chaos in den Straßen, welches jährlich 35.000 Tote verursacht, scheint nicht in den Griff zu kriegen. Wäre vielleicht ein netter Versuch, mal 5.000 Kölner Polizisten in Rio de Janeiro für sechs Monate Dienst schieben zu lassen. Da könnte man dann darauf tippen, wer zuerst verzweifelt: Der Verkehrssünder, der einem Polizisten gegenübersteht, der sich nicht eben mal 50 Real unterschieben lässt, um dann alle Augen zuzudrücken, oder der deutsche Schupo, dem noch nie so viel Ignoranz untergekommen ist. 

Bananenrepublik? Die deutsche Hausfrau kennt eigentlich nur eine Bananenform und Sorte, die mit dem Markenaufkleber Chiquita. Das Teil scheint mir eher eine genormte Frucht nach DIN zu sein, hier in Brasilien habe ich keine einzige auf den vielen Wochenmärkten gesehen, die so aussieht. Bei einem Blick ins Internet entdecke ich dann auch den Kommentar von Chiquita Banana: „Wir besitzen, hauptsächlich in Panama, Costa Rica, Kolumbien, Guatemala und Honduras, etwa 36.400 Hektar landwirtschaftliche Fläche und haben zusätzlich 20.000 Hektar gepachtet. Wir unterhalten auch Bananenfarmen an der Elfenbeinküste in Afrika und über Joint Ventures auf den Philippinen und in Australien.“ 

Da stecken sie also die wirklichen Bananenrepubliken – selbst Australien, wer hätte das gedacht. Was sind dann Schwellenländer? Also im eigentlichen Sinne, sind es ehemalige Entwicklungsländer, die sich dem Status von Industrieländern nähern, nicht mehr die Merkmale von entwicklungsbedürftigen Ländern aufweisen, aber auch noch nicht die Stabilität von Industriestaaten. Sie stehen sozusagen auf der Schwelle dazu. 

Da nun gibt es ein paar Merkmale, die Brasilien voll und ganz erfüllt: Brasilien erzielt überdurchschnittliche Wachstumsraten. Es entwickelt die Breiten- und Tiefenstruktur der verarbeitenden Industrie bis zur Herstellung von Investitionsgütern und schafft durch gezielte Investitionen in die materielle und soziale Infrastruktur, vor allem in Ausbildung von Humankapital, die Voraussetzung für Entwicklungssprünge. Vergleichbare Arbeitsproduktivität mit den OECD-Ländern bei niedrigerem Lohnniveau. Nutzen von Nischen des Weltmarktes und setzen auf den Export. Das Pro-Kopf-Einkommen beträgt über 699 US-$ pro Jahr, allein der Mindestlohn liegt 2011 für eine einfache Hilfskraft bei 415,- Real pro Monat und bei 13 Monatsgehältern plus 1/3 Urlaubsgehalt. Das wären auf das Jahr umgerechnet in USD 3.245,16 oder 2.084,00 Euro. 

 

 

 

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